Bei Komposttees steht die pflanzenstärkende Wirkung im Vordergrund nicht die Düngewirkung. Auf spezifischen Nährstoffmangel bei einzelnen Pflanzen muss geziehlt reagiert und zusätzlich gedüngt werden. Allerdings helfen die im Komposttee enthaltenen Mikroorganismen – und hier vor Allem die Pilze – der Pflanze, die vorhandenen Nährstoffe aus dem Boden zu lösen und pflanzenverfügbar aufzuschlüsseln. Die in der chemischen Düngemittelindustrie üblichen Nährstoffangaben sind so nicht 1 zu 1 auf Komposte umzulegen, da im Kompost tatsächlich nur wenige Nährstoffe in ihrer gelösten Form vorliegen. (Was natürlich den unbestreitbaren Vorteil hat, dass sie nicht ausgewaschen werden und die empfindlichen feinen Wurzeln nicht verbrennen.) Kompost ernährt nicht die Pflanze, Kompost ernährt das Bodenleben!
Es gibt zwei Arten von aktivem Komposttee: bakteriendominierten und pilzdominierten.
Welcher Komposttee für welche Pflanze?
Die meisten Kohlarten bevorzugen einen starken Bakerienkulturüberhang
Gemüse, Gras: moderater Bakerienkulturüberhang
Beeren: ausgeglichenes Bakterien-Pilze-Verhältnis
Laubbäume: moderater Pilzkulturüberhang
Nadelbäume: starker Pilzkulturüberhang
Wenn Ihr Boden, z.B. durch jährliches Umgraben, regelmäßig bearbeitet wird, haben Sie wahrscheinlich ein bakteriendominiertes Bodenleben. Die Durchlüftung erhöht den PH-Wert, was wiederum mehr pflanzenverfügbares Nitrat aus dem Boden löst. Die meisten Gemüsesorten, Gräser und einjährigen Pflanzen bevorzugen einen bakteriendominierten Boden. Wenn Sie diese Pflanzen fördern möchten, brauen Sie einen bakteriendominierten Tee.
Pilzdominierte Tees senken den PH-Wert im Boden, der Boden wird saurer. Bäume, Sträucher und mehrjährige Pflanzen bevorzugen in der Regel etwas niedrigere PH-Werte. Mit einem pilzdominierten Komposttee stärken Sie diese Pflanzen.
Aber: Mutter Natur vergibt fast alles. Falls versehentlich eine bakterienliebende Pflanze eine Portion eines Komposttees abbekommen hat, der vorwiegend Pilzkulturen enthält, dann wird ihr damit nicht geschadet. Allerdings profitiert die Pflanze im Vergleich zu einer Anwendung mit dem richtigen Tee nicht im gleichen Ausmaß.
Pilzkrankheiten
… die mit pilzdominiertem Komposttee in amerikanischen Versuchen kontrolliert werden konnten: Falscher Mehltau (Sclerophthora spp.), Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea), Schwarzbeinigkeit (Gaeumannomyces spp.), Rotspitzigkeit (Laetisaria spp.), Typhula-Fäule (Typhula spp.), Phytophthora ramorum, Schneeschimmel (Microdochium spp.), Wurzeltöterkrankheit oder Weisshosigkeit (Rhizoctonia solani), Brusone-Krankheit, Reisbrenner (Magnaporthe spp.), Stengelgrundfäule (Pythium spp.)
Pilzdominierte Komposttees haben sich im Obstbau bewährt. In Apfelpflanzungen werden pilzdominierte Komposttees erfolgreich zur Kontrolle von Apfelschorf, Apfelrost und Feuerbrand eingesetzt; gegen Kräuselkrankheit bei Pfirsichbäumen und Fruchtfäule;
Anwendung des Komposttees
Das Gute am Komposttee ist, dass man ihn nicht wirklich überdosieren kann in dem Sinn, dass die Pflanze dadurch Schaden nimmt. Es gibt allerdings einen Punkt, an dem eine höhere Dosierung keinen messbaren Nutzen mehr hat.
Präventiv und zur Blattdüngung wird Komposttee in der Wachstumsphase alle zwei Wochen gesprüht, wenn der Schädlingsdruck sehr hoch ist kann auch wöchentlich gesprüht werden.
Im Herbst wird der Boden gegossen, um bei der Zersetzung des abgeworfenen Laubes eine optimale, positive Mikroorganismenpopulation zu fördern (und damit die Vermehrung von Schadorganismen zu verhindern).
Im Frühjahr wird nochmals gegossen. Zwei Wochen bevor die Knospen aufbrechen, wird mit dem Besprühen begonnen.
Gießen: Der Komposttee wird 1 zu 5 mit Wasser (Regenwasser oder abgestandenes Wasser wegen Chlor im Leitungswasser) verdünnt und im kompletten Bereich der Baumkrone in die Erde gegossen.
Sprühen: Der Komposttee wird 1zu 10 verdünnt und fein vernebelt gesprüht bis alle Blätter benetzt sind. Da die Mikroorganismen empfindlich auf das UV-Licht der Sonne reagieren, empfiehlt es sich, ihn früh morgens oder kurz vor der Dämmerung aufzubringen.